Kanada und Alaska

Auf der Suche nach...
Kanada

Kanada und Alaska - Auf der Suche nach... - Kathleen Wolf   Kanada und Alaska - zwei faszinierende Regionen, Heimstatt von Gletschern und Bären - Kathleen und Kevin sind u.a. auf dem Six Glacier Trail nahe Banff unterwegs.

Geprägt von Reisesehnsucht begibt sich Kathleen Wolf in den Nordwesten Kanadas und erkundet die Spuren des Goldrausches ebenso wie die Natur des Yukon Territory und Alaskas.

Auf Gletschertrails, unter den Northern Lights und auf der Inside Passage ist sie unterwegs zwischen Anchorage und Vancouver und läßt in ihren Erlebnissen auch Platz für Romantik - in ihrer Suche nach Bärenspuren und in ihrer persönlichen Liebesgeschichte…



Kathleen Wolf, 128 Seiten

Preis: € 11,50

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Auszug:

Six Glacier Trail

Endlich wieder Frühstück im Hotel. Im Flur ist ein kleines Buffet aufgebaut. Croissants, verschiedene Muffins, Toast, Butter, Marmelade, Dosenobst, Kaffee, Orangensaft und Tee. Das Essen muss man mit aufs Zimmer nehmen. Zugegeben, ich hatte schon bessere Buffets. Ich fische mir einen Blueberrymuffin aus dem Behälter in dem Glauben es wäre ein Schokomuffin. Dazu wähle ich eine Schale Obst und einen Orangensaft. Später beneide ich Kevin um seinen echten Schokomuffin. Wir tauschen, da ihm der Blueberrymuffin genauso gut schmeckt.

Ich habe eine Idee bezüglich des Bärensprays. Wir kaufen es nachher und nehmen es mit auf unsere Wanderung. Brauchen wir es, ist es sein Geld auf alle Fälle wert, falls nicht, tauschen wir es um und lassen uns das Geld zurückgeben. Schließlich sind wir im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, in der Geburtsstätte des Konsums sozusagen.

Und tatsächlich, es funktioniert. Wir können es innerhalb einer Woche mit Kassenbeleg und original verpackt zurückbringen. Selbstverliebt schaue ich Kevin in die Augen, als er es in einer seiner Anoraktaschen verschwinden lässt.

Wir fahren zum Lake Louise. Ein großer smaragd-blau schimmernder See inmitten der riesigen Rocky Mountains. Die Sonne scheint, es ist warm. Am Anfang befindet sich das Fairmont Chateau Lake Louise, das einzige Hotel am Lake. Sehr exklusiv und teuer, für uns schlicht unerschwinglich.


Obwohl Lake Louise mitten in den Rockys liegt, ist er ein absolutes Touristenausflugsziel. Viele Busse, die auf großen Parkplätzen halten, werfen ihre Passagiere raus und sammeln sie nach einer Stunde wieder ein. Mit den besten digitalen Fotokameras der Welt ausgestattet vertreten diese sich die Füße entlang des Sees, schießen ein Bild nach dem anderen, rufen entzückt „ah" (anscheinend ein internationales Wort) und entschwinden in Scharen zu ihrem nächsten Programmhighlight. Ich habe nichts dagegen. Ich finde es nur schade, dass die Natur dadurch erheblich von ihrem ursprünglichen Charme einbüßt. Anstatt Ruhe, Frieden und Selbsterfahrung findet man quirlige Aufläufe die in knipsenden Massen an einem vorbeiziehen, wie summende Bieneschwärme.

Wir starten den Six Glacier Trail. Am Anfang ist es mehr ein Spazierweg als ein Wandertrail. Doch das ändert sich je steiler es bergauf geht.

Die Rocky Mountains sind definitiv besser frequentiert als der Yukon. Die Einsamkeit die mir dort oftmals Angst machte vermisse ich hier. Ich bemerke, dass ich mich mit der Natur nur in der Abgeschiedenheit, in der Einsamkeit verbinden kann. Ich werde nicht eins mit ihr, wenn Menschen sie bis zur Unkenntlichkeit kolonisieren. Das Gefühl, dass wir alle (Menschen, Tiere, Natur) den gleichen Schöpfer haben geht dabei verloren. An Stelle dessen tritt das Gefühl uns die Welt untertan zu machen. Das beängstigt mich.

Abgesehen davon ist es dennoch ein bezaubernder Weg durch Wälder, Wiesen, vorbei an kristallklaren Gebirgsbächen, bis hoch zu den im Sonnenschein leuchtenden rot-beigefarbenen Hügeln am Beginn der Rockys. Weiter über Felsen und Steine, immer höher hinauf zu den mit Schnee bedeckten Gipfeln, die weit in den tiefblauen Himmel ragen. Es ist extrem anstrengend so kontinuierlich steil bergauf zu gehen, aber es lohnt sich. Das Panorama das sich nach jeder Biegung neu vor uns formatiert, ist all die Mühe wert. Wir haben es bald geschafft, bis zum Tea House (Teehaus) ist es nicht mehr weit, sagen zumindest die Bergsteiger die uns entgegenkommen. Keuchend begegnen wir oben einer Reitertruppe, die ebenfalls Rast macht. Die Pferde warten brav bis sich ihre Besitzer gestärkt haben und es weitergeht. Es sind wunderschöne edle Tiere.

Ich beneide die Cowboys, die es sich von klein auf in dem Sattel dieser prächtigen Geschöpfe gemütlich machen dürfen und von Anfang an mit der Natur in so enger Verbindung stehen. Ich wäre selbst gerne ein junges Cowboymädchen, geboren auf einer verlassenen Ranch, aufgewachsen unter freiem Himmel, die Tiere als Lehrer…ich komme ins träumen.

Kevin drängt auf seinen Tee und wir setzen uns auf die Terrasse. Ein grandioser Blick, Lake Louise liegt uns zu Füßen. Wir schauen herab auf die riesigen Tannen und hinauf zu den weißen Gipfeln die sich vor unseren Augen mit dem Himmel vereinen. Kevin schlürft seinen Tee, ich nippe an meiner heißen Schokolade. Wir genießen die warmen Sonnenstrahlen, die verhindern dass wir frieren.

Auf dem Rückweg, wir wollen gerade los, sehen wir rechts von uns eine Lawine herunterdonnern. Wie aus heiterem Himmel hat sich eine kleine Schneemasse vom Gipfel gelöst und sich innerhalb weniger Sekunden zu einer immensen Schneemasse verwandelt, die in raschem Tempo den Hang hinuntersaust. Kevin macht Bilder.


Der Abstieg ist holprig, aber lange nicht so anstrengend. Am linken Hang sehen wir ein ziegenartiges Wesen mit langen weißen Haaren. Im ersten Moment sieht es aus wie ein Eisbär.

Wir wechseln auf einen anderen Trail und müssen noch mal 200 Höhenmeter überwinden. Langsam vergeht mir die Lust am Bergauflaufen. Meine Kondition ist eben nicht die Beste. Ich reiße mich zusammen. Nein, ich versuche mich zusammenzureißen und weiter zu gehen. Es klappt nicht, ich werde quengelig. Ich habe keine Lust eine weitere Stunde bergauf zu klettern, bloß um diesen anderen See (Lake Agnes) zu sehen. Kevin ist es egal, er würde weitergehen oder bei der nächsten Gelegenheit umkehren zum Lake Louise. Ich plädiere für umkehren.

Nach fünf Stunden sind wir glücklich von diesem Berg herunter. Meine Beine schmerzen, von den Zehen bis zu den Knien. Hinzu kommt, ich habe einen Bärenhunger. Kevin auch. Wir sausen zurück nach Banff. Dabei machen wir einen Abstecher zu einem anderen Trail, der uns ebenfalls empfohlen wurde. Nicht, dass wir ihn gehen wollen, ich bin lediglich neugierig und möchte ihn mir anschauen, möchte wissen, in welchem Gebiet er liegt.

Auf einer Parkvorrichtung am rechten Straßenrand sehen wir die Weißen-Popo-Tiere. Entzückend grasen und schlafen sie in ihrer kleinen Gruppe. Sie lassen es sich gut gehen. Ich beneide sie und wäre zu gerne Mitglied ihrer Gemeinschaft.

Um 8:00 p.m. sind wir in Banff, kurz vor der Spaghetti Factory in der wir heute einkehren. Als erstes gehe ich in die Restrooms, um meine Hände zu waschen und mich frisch zu machen. Obwohl es hier üblich ist in seinen verschwitzen Wanderklamotten herumzulaufen, möchte ich zumindest beim Dinner ein wenig hübsch aussehen.

Bis ich fertig bin, wurde das Essen bereits aufgetischt. Kevin hat sich Hähnchen im Buttermantel bestellt, dazu Spaghetti mit Tomatensoße und für mich das gleiche wie gestern. Beides schmeckt super lecker. Wir schlemmen bis wir nicht mehr können. Kevin könnte sich am warmen Knoblauchbaguette zu Tode essen. Großzügig überlasse ich ihm meines. Zum Nachtisch, wir bringen kaum mehr einen Bissen hinunter, werden jedem von uns drei Kugeln Eis serviert. Wären wir nicht rechtzeitig hier angekommen, ich glaube Kevin hätte einen Bären angefallen, so ausgehungert war er.

Voll gefressen geben wir das Bärenspray zurück. Kein Problem. Ich bin froh, dass wir es nicht gebraucht haben.

Bis wir im Hotel sind ist es 9:00 p.m.. Früh genug für die Simpsons. Ein erholsamer Ausgleich für den beschwerlichen Aufstieg heute.

Auf der Toilette passiert mir das gleiche wie gestern. Ich hole Kevin zu Hilfe. Umsonst. Der Abfluss bleibt verstopft. Gedemütigt frage ich an der Rezeption nach einem Plug (Stöpsel). Damit klappt es. Später kämpfe ich mit der Nachttischlampe und verliere. Etwas genervt dreht Kevin den Kopf abermals fest und knipst sie selbst aus. Ist besser so.

Schläfrig lese ich eine Seite in meinem Buch, als ich feststelle, ich bin zu erschöpft zum Lesen. Mit meinem Kopf auf Kevins Brust schlafe ich erledigt ein.

Kathleen Wolf, 128 Seiten

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